Unser Vereinsheim
Von der Idee bis zur Einweihung

Am Anfang stand eigentlich das Ende. Im August des Jahres 2004 schloß der "Landgasthof Albers",bis dahin seit ewigen Zeiten unser Vereinslokal seine Pforten und wir Friesenspieler standen urplötzlich auf der Straße. Guter Rat war jetzt teuer. Auf dem Sportplatz beim Kindergarten verfügten wir noch über eine Art Behelfsunterkunft welche bei den alljährlichen Fußballturnieren genutzt wurde. Natürlich war man sich im Verein einig, hier muß etwas geschehen, die Hütte wird erweitert. Gesagt und getan. Schnell wurde mit Hilfe zahlreicher Helfer die "Bude" auf Vordermann gebracht, Wände rausgenommen, die überdachte Terrasse mit ins Gebäude einbezogen und ruckzuck hatten die Boßler eine einigermaßen "komfortable" Unterkunft hergerichtet. Alle waren ganz stolz auf diese Leistung. Dann die Nacht vom 16. auf den 17. Oktober 2004. Aus unerfindlichen Gründen, die Polizei spricht später von einem "technischen Defekt", brennt uns das ganze Gebäude bis auf die Grundplatten nieder. Alles wird vernichtet, auch sämtliche Pokale, viele unersetzbare Urkunden, das ganze Inventar und alle Gerätschaften fallen den Flammen zum Opfer. Als die Feuerwehr Cleverns eintrifft gibt es bereits überhaupt keine Rettung mehr. Die Bilder waren schnell in der gesamten hiesigen Presse abgelichtet. Am Ort der Tragödie liefen immer wieder Leute aus nah und fern zusammen, staunten nur und konnten es nicht fassen.

Der nächste Tiefschlag für "Min Jeverland" innerhalb weniger Monate. Jetzt standen wir allerdings vor dem Nichts. Kein Sportgerät mehr und keine Bleibe. Wie sollte es jetzt nur weitergehen. Hier tauchte nach der ersten Schockbewältigung zum ersten Mal das Thema neues Vereinsheim auf. Die Ernüchterung folgte allerdings auf dem Fuße. Wovon sollte man so etwas bezahlen, ein reicher Verein war "Min Jeverland" noch nie. Jetzt mußten erstmal schnellstens Boßelkugeln beschafft werden ansonsten war der gerade begonnene Punktspielbetrieb in Gefahr. Der Gerätewart lief in diesen Tagen "am Limit". Nach nur wenigen Tagen dann ein Silberstreif am Sandelermönser Boßelhimmel. Die Redakteure Katja Schwarz und Christoph Hinz vom "Jeverschen Wochenblatt" rufen nach Rücksprache mit dem Vereinsvorstand einen Spendenaufruf für "Min Jeverland" ins Leben. Nur wenige Tage später schließen sich weitere lokale Zeitungen diesem Aufruf an. Dann geht es auch gleich Schlag auf Schlag. Der befreundete Verein aus Schweinebrück trägt sich mit einer Geldspende als Erster in die Liste ein. Es folgen in den Tagen zahlreiche Privatpersonen, Vereine, Unternehmen und Institutionen. Den Mönsern bleibt bei dieser Hilfsbereitschaft förmlich die "Spucke weg". Jeden Tag gehen neue Spenden auf das eigens eingerichtete Hilfskonto ein. Schnell hat man die 6000 Euro Marke überschritten.

Der Verein selbst kann auf seine Mitglieder zählen und auch hier "hagelt" es Geldspenden. Jeder fühlt sich jetzt in die Verantwortung genommen. Die Volksbank Jever spendet am offiziellen "Tag des Ehrenamtes" den Mönser Friesenspieler als erster eine vierstellige Summe. Dank des Internets dringt unser Hilferuf sogar in ungeahnte Regionen vor. Boßelvereine aus dem Kreis Ostfriesland, Leer und Nordhorn beteiligen sich sehr intensiv. So etwas hätte man im jeverländischen Sandelermöns nie für möglich gehalten. Wieder kommt das Thema Vereinsheim auf den Tisch. Man braucht einfach eine Bleibe, einen Ort wo man sich nach den Wettkämpfen trifft und das Vereinsleben pflegen kann. Der derzeitige Zustand wo alle Gruppenteile sich im Dorf verteilen, unhaltbar! Jetzt war der Vorstand gefordert und dieser reagierte prompt. Erste Bauvoranfragen wurden gestellt, natürlich blockten die Behörden sofort ab. "Außenbezirk, Bebauung nicht möglich". Außerdem sei die vernichtete Unterkunft ohne Genehmigung errichtet worden und somit ein Wiederaufbau in dieser Größenordnung nicht denkbar. In einem ersten Vorgespräch mit der Stadt Jever und dem Landkreis Friesland als Baubehörde wurde lediglich von einer Zusage von 3x3 Metern(!) gesprochen. Für die Mönser Boßler ein Schlag ins Gesicht. Nur Ratsmitglied und 2. Vorsitzender Udo Albers ließ sich durch diese Aussagen nicht beirren.

Immer wieder suchte er das Gespräch mit den Verantwortlichen und erreichte schließlich eine sogenannte Ortsbegehung mit Vertretern der Stadt Jever und des Bauamtes vom Landkreis Friesland. An diesem Tag legte ein Mann den Grundstein für das Mönser Vereinsheim. Bislang immer ein Gegner für dieses Projekt plädierte Stadtdirektor Ingo Hashagen in Gummistiefeln. auftretend plöztlich für die Boßler und legte das Baumaß sogar noch auf für die Sportler annehmbare Maße fest. Die Kollegen der Stadtverwaltung und vom Kreis wurden an diesem Tag vom "Chef" wohl echt überrascht. Seit diesem Tag wuchsen die Vorstellungen von einem Neubau in Möns enorm. Aber nach dem Hochmut kommt der Fall. Jetzt erst begann das Spießrutenlaufen für die Friesensportler. In so manchen Sitzungen mußte sich der Vorstand und einzelne Mitglieder davon so manche "Gardinenpredigt" der Stadtoberhäupter anhören. Nichts war richtig, Nutzungsvertrag hier, Bauvorschriften da, keine Privatfeiern, kein Geld verdienen usw usw. Mit dem Kindergarten mußte sogar ein Flächentausch vorgeschlagen werden (was später auch realisiert wurde) um mit dem geplanten Bau so nah wie möglich an die vorhandenen Toilettenanlagen im Kiga heranzukommen. Das ganze Vorhaben drohte an den Vorschriften zu scheitern.

In zahlreichen Vorstandssitzungen wurden immer wieder Verträge besprochen, abgeändert, neue Bauzeichnungen erstellt, Kompromisse mußten herhalten um die Sache nicht noch weiter zu gefährden. Nach langem hin und her war man dann endlich so weit und der Bauantrag konnte beim Landkreis eingereicht werden. Jetzt galt es die nächste Hürde zu nehmen. Für dieses Projekt brauchte man natürlich die Zustimmung der Vereinsmitglieder. Auf der Jahreshauptversammlung, die übrigens zum erstenmal in der Vereinsgeschichte im "Braunen Hirsch" stattfand wurde der Antrag des Vorstandes auf den Neubau eines Vereinsheimes mit überwältigender Mehrheit angenommen und somit beschloßen. Es könnte und dürfte losgehen! Aber nur aus Mönser Sicht. Das Bauamt ließ danach drei lange Monate verstreichen (trotz Zusage ihres Chefs auf bevorzugte Bearbeitung) um dann endlich Ende im Oktober grünes Licht zu geben. Jetzt durfte auch offiziell mit den Arbeiten begonnen werden. Kaum war das Schreiben in Sandelermöns bekannt geworden begann ab diesem Tag der "absolute Wahnsinn" im südwestlichsten Zipfel der Stadt Jever. Der Bauboom war ausgebrochen! Als erstes wurde das Areal ausgepflockt und ausgewinkelt. Hier soll es einmal stehen. Dann waren die Fundamente angesagt. Hier ist man im Herbst/Winter per Hand natürlich machtlos, also müssen Maschinen herhalten. Schnell hat man einen Partner gefunden und dann geht alles innerhalb eines Tages ganz schnell.

Mit einem Minibagger werden an einem Vormittag die Fundamente ausgehoben, schnell verwierft man allerdings die Betonnierung für den nächsten Tag, Grundwasser tritt ein und die Kanten drohen einzustürzen. Also: noch am gleichen Tag betonieren. Dank einiger Schichtarbeiter ist man so flexibel um diese Sache mit dem Unternehmer durchzuziehen. Am Abend ist alles vergessen, die größte "Schweinerei" ist abgetan. Jetzt kann alles abtrocknen. Nun kann schon fast nichts mehr schiefgehen. Als nächstes Vorhaben war die Bodenplatte geplant. Hier wurde bereits einen Tag später zunächst der Aushub der Fundamente abgefahren, weiter ausgekoffert und dann mit Füllsand wieder verfestigt. Gut das der Verein über zahlreiche "Profis" verfügt, es lief alles wie geschmiert. Die Vorbereitungen für die Bodenplatte nahmen einige Tage in Anspruch, dann aber wurde an einem Samstag richtig malocht. Ein Sack Zement nach dem anderen wanderte in die Riesenmischmaschine um dann mittels eines Radladers verteilt zu werden. Aber auch hier war wieder reichlich Handarbeit gefragt. Es mußte alles optimal ausgeglichen und gerüttelt werden. Nach nur wenigen Stunden, viel Zement- und Wasserverbrauch war das Projekt fertig. Die Grundplatte war gegossen!

Jetzt durften die Maurer ihr Können zeigen. Bereits am 5. November, knapp zwei Wochen nach der Genehmigung setzt unser "Mürker" Heinzi Bohlken die ersten Steine. Jung und alt, Fachmann und Laie ist ab diesem Datum auf dem Bau anzutreffen, alle halten zusammen und geben ihr Bestes. Sogar vereinsfremde (noch) werden an vielen Tagen gesichtet aber keiner hat dabei die Hände in den Hosentaschen, alle packen mit an. Schnell sind die ersten Y-tong Steine auf Höhe, die ersten Fenstermaße und Türenöffnungen sind zu erkennen. Man bekommt das erste "räumliche" Gefühl. Die ersten Fensterstürze werden gesetzt, alle Aussenwände hochgezogen und dann geht es an den Ringbalken. Hier entpuppt sich Egon Ahlhorn als warer "Einschalmeister". Wo hat dieser Elektriker das eigentlich gelernt? In Etappen geht es hierbei immer Wand für Wand weiter. Zwischendurch macht uns Frostwetter schwer zu schaffen dann ruht es auf dem Bau. Uns fehlen einfach zwei Monate des tollen Herbstes. Viel Beton, noch mehr Eisen, Fachkenntnis und manchmal sogar ein Gasbrenner zum Auftauen führen letztendlich zur Fertigstellung des Ringbalkens. Jetzt sieht das Bauwerk schon richtig imposant aus. Es gibt aber keine Entspannung. Erich, unser Zimmermann aus dem ostfriesischen Ochtersum hat sich bereits angemeldet.

Das bestellte Holz ist schnell vorort. Jetzt muß alles so zugeschnitten werden das die ganze Sache später auch wirklich paßt. Genau richtig für Erich. Zusammen mit Ewald Eilts wird Sparren für Sparren zugeschnitten, maßgenau. Es wird gehobelt und geschliffen, eine wahre Freude. Und immer mitten im Geschehen Nachwuchsboßler Claas Albers. Er ist praktisch nicht vom Baugelände wegzudenken, bleibt eigentlich nur die Frage ob er überhaupt noch Zeit für die Schule hat. Am 5. Dezember beginnt man dann mit dem Aufstellen des Dachstuhles. Zunächst legt man den Ringbalken an, dann folgen die Fetten vom Terrassenüberbau. Hier muß zum erstenmal ein Traktor in Aktion treten. Der Querbalken am Kopfende des Überbaus wird mit dem Frontlader aufgelegt. Edgar Niemand jongliert hier mit ruhiger Hand seinen PS-starken Track und nimmt den Arbeitern ein gehöriges Stück Arbeit ab. Auf dem Dach selbst aber ist harte Handarbeit gefragt. Balken für Balken wandert auf das Dach, wird sogleich vom Zimmermann ausgerichtet und vernagelt. Am Abend hat man fast die Hälfte vom ganzen Dachstuhl aufgestellt, die Mönser sind schon wieder weiter wie geplant. Am darauffolgenden Tag geht es auf der Baustelle richtig rund. Viele Vereinsmitglieder hatten sich extra für das Richten Urlaub genommen und waren an diesem Tag dann auch dementsprechend motiviert.

Ruckzuck "flogen" die Sparren auf das Gebäude, alles wurde an Ort und Stelle fachgerecht befestigt. Zimmermann Erich konnte an diesen beiden Tagen so manchen 260-er versenken. Gegen Abend hatte man dann sogar noch die Zeit den Bau mit Hartfaserplatten komplett zu schließen, die Konterlattung wurde natürlich gleich mit aufgebracht. Kaum war der letzte Nagel eingeschlagen rollte die Richtkrone ein. Die beiden Boßlerfrauen Ingrid Wolken und Ingeborg Schulze hatten sich die Mühe gemacht und eine große Richtkrone gebunden. Diese wurde dann in luftiger Höhe aufgehangen. Vorsitzender Berthold Tjardes ließ es nicht nehmen und war mit einer Rede präsent die es in sich hatte. Ein Gemisch aus hoch- und plattdeutsch wurde den anwesenden Arbeitern und Gästen in einer tollen und humorvollen Art präsentiert. (Der Richtspruch-klick hier) Das kann nicht jeder! Alle waren an diesem Tag froh das der Bau jetzt endlich komplett geschloßen ist. Es folgte ein kleines aber feines Richtfest. Einige Helfer erhielten an diesem Abend eine besondere Ehrung. Herausragend hier die besondere Belobigung von Claas Albers und Jannes Bohlken für ihren unermütlichen Einsatz. Desweiteren bekam Traute Bünger eine kleine Aufmerksamkeit. Sie ist stets mit Frühstück und Mittagessen für die Arbeiter parat. Bei kalten Temperaturen ist sie nicht bange und lädt die Arbeiter gerne zu einem Grog ein. Und eines ist auch in Sandelermöns klar: Pausen müßen eingehalten werden.

Bis zu den Weihnachtsfeiertagen und gleich danach tritt verständlicherweise etwas Ruhe am Bau ein, außerdem hindert starkes Frostwetter die weiteren Arbeiten. Anfang des Jahres 2006 geht es dann mit vereinten Kräften weiter. Einige Maurer haben "Schlechtwetter" und somit können schon die Giebelinnenwände hochgezogen und auch teilweise verklinkert werden. Auch der Schornstein wird auf Deckenhöhe gebracht. In der letzten Januarwoche scheint "Akkord" angesagt zu sein. Kabel werden gezogen, Steckdosen gesetzt, Decken vorbereitet, die Außenterrasse erhält eine Holzverkleidung , alle Fenster werden eingesetzt, die große Terrassentür wird montiert und die Innenfensterbänke eingesetzt. Nach dieser sehr arbeitsreichen Woche dürfen alle stolz auf ihre Arbeit zurückblicken. Unser Vereinsheim wird langsam aber sicher ein kleines Schmuckstück. Nach und nach trudeln auch die ersten Gäste ein um das Werk zu bestaunen. So guckt auch Kreisvorsitzender Hinrich Bremer nicht schlecht als er den Bau betritt. Der Kreisverband plant jetzt die im April und Mai anstehenden Einzelmeisterschaften hier in Möns zu veranstalten und die fälligen Siegerehrungen im Domizil von "Min Jeverland" abzuhalten. Dies dürfte eine interessante Option für uns sein ist doch der Kreisverband VI auch Ausrichter für die Landes- sowie ebenfalls Anfang Juni für die FKV-Einzelmeisterschaften. Hier ist überregionales Puplikum gewiß!

Also eine große Herausforderung für den Kreisverband und für "Min Jeverland". Indes gehen die Arbeiten am Vereinsheim im Februar unvermindert weiter. Die restlichen Giebelspitzen werden verklinkert, die Dachüberstände noch verkleidet, "Mürker" Arno setzt das eigens von ihm entworfene Vereinsemblem im Westgiebel ein. Ein wahrer "Hingucker" ist das geworden! Aus zahlreichen Mosaikfliesen hat er in tagelanger Arbeit dieses Puzzle zusammengesetzt. Super!! Im Innenbereich wird nachträglich noch ein Windfang gemauert, eine im nachhinein geniale Idee von unserm "Nettmeester" Alfred. Mitte des Monates verputzen Holger und sein Bruder Rainer die kompletten Innenwände. Im Außenbereich wird das gesamte Dach eingelattet, die Gesimskästen werden montiert und gestrichen, die Ortgangpfannen gelegt und der Schornstein auf fertige Höhe gebracht. Während Arno bereits mit dem Bau des Tresens beginnt sind viele fleißige Helfer dabei das komplette Dach einzudecken. Die letzte noch fehlende Haustür wird ebenfalls eingesetzt. Ende des Monats, nach nur vier Monaten Bauzeit ist das Vereinsheim jetzt komplett zu. Danach wird mit Hochdruck am Innenausbau gearbeitet. Dennis Eilts und Timo Oltmanns übernehmen die Isolierung der Innendecken, eine wahre Drecksarbeit. Kaum ist in der "oberen Etage" alles soweit fertig rücken die Heizungsbauer an.

Dirk Wichmann und Timo Jochens, ebenfalls beide Vereinsmitglied in Sandelermöns zaubern flugs alle Rohre und Zuleitungen in den Bau. Gleich anschließend wird die Isolierung und die Fußbodenheizung fertig verlegt. Jetzt kann der Estrich eingebracht werden. Dann aber macht der Winter den Arbeiten einen dicken Strich durch die Rechnung. Langanhaltender extremer Frost läßt die Estrichleger kapitulieren. Jetzt steht der Bau völlig still, man kann einfach nichts machen. Erst Ende März steigen die Temparaturen und es kommt wieder Leben "in die Bude". Thorsten Proksch, ein befreundeter Boßler aus Bredehorn rückt mit zwei Mitarbeitern seiner Putzfirma an und "kloppt" unter der Mithilfe von Reinhold und Heinzi den langersehnten Estrich ins Vereinsheim. Endlich "liek Land" in den Gemäuern. Jetzt ist trocknen angesagt. Die ersten drei Tage sollte man den Bau jetzt nicht betreten - aber ein von der Neugier getriebener Unbekannter kann es nicht lassen und "schlurft" bereits am nächsten Tag über den noch fast frischen Fußboden. Er hinterläßt zwar Spuren aber leider keine Fingerabdrücke. Somit wird dieser Landsmann seinen Fehltritt wohl für sich behalten und unerkannt bleiben. Man glaubt es kaum aber solche Exemplare gibt es tatsächlich.

Anfang April schockt ein Artikel im Jeverschen Wochenblatt die gesamte Mönser Dorfbevölkerung. Angeblich müssen wir unser Vereinsheim verkaufen da man sich verkalkuliert hat und finanziell an die Grenze gestoßen ist. Dieser als Aprilscherz gedachte Beitrag schlägt nicht nur im Dorf hohe Wellen der Empörung. Erst eine Richtigstellung in der Presse glättet die Wogen etwas. Derweil gehen jetzt die Innenarbeiten weiter. Sämtliche Wände werden grundiert bzw. vorgestrichen. Die Elektriker setzen die ersten Steckdosen und der Zählerkasten wird montiert. Ein Riesenkabelsalat kommt zum Vorschein. Für einen Laien völlig unübersichtlich, für den Experten ein alltäglicher Vorgang. In der Küche, im Lagerraum und im Windfang wird die Deckenvertäfelung angebracht. Der ganz große Schock dann am 8. April. Mitten in die Arbeiten platzt die Nachricht vom Tod unseres Maurers und Vereinskameraden Arno Oltmanns. Hatte er noch am frühen Nachmittag eine kurze Stippvisite auf dem Bau abgegeben verstarb er bereits wenige Stunden später an Herzversagen. Ein ganz herber Rückschlag nicht nur für den Verein und den Neubau. Wer soll diese Lücke bloß schließen? Die Arbeiten am Vereinsheim müssen aber weitergehen, die Zeit drängt denn Mitte Mai sind schon die ersten Meisterschaften im Kreisverband Jeverland und dieser möchte die Siegerehrungen im neuen Boßlerdomizil der Mönser abhalten.

Die Fundamente für die Terrassenumrandung werden gegraben, Ablußrohre für die Oberflächenentwässerung gelegt, die beiden Stützpfeiler werden fertiggeklinkert, die Rollschicht unserer "Aussichtsplattform" gemauert und durch mächtig Handarbeit werden der Anschluß der Wasserleitung und die Abflußrohre zur Kläranlage verlegt. Alles muß aus Sicherheitsgründen (laufender Kindergartenbetrieb) auch immer gleich wieder verschlossen werden. Klappt aber alles prima, einige Mitglieder sind mit Spaten & Schippe eben unschlagbar! Im Vereinsheim wird die Decke dann komplett geschlossen. Etliche Quadratmeter OSB-Platten werden hier von Egon, Rüdiger und natürlich Claas verlegt. Die von der Familie Krebs (Cleverns) gestiftete Einbauküche zieht in ihr neues Heim ein. Hier ist Kreativität gefragt, natürlich passt nicht alles so wie vorher. Aber: geht nicht gibt´s nicht, was nicht passt wird passend gemacht! Egon und Heinzi werkeln wie verrückt. Die neue Terrasse wird bereits gepflastert, als Clou wird das Kürzel "Fleu herut" eingearbeitet. Da staunt sogar der Fachmann. Der Schornstein erhält eine Verkleidung aus Schiefer, Spezi Ingo Wichmann macht hier Filigranarbeit. Vor der Haupteingangstür wird gepflastert, ein zusätzliches Blumenbeet in der Mitte wird angelegt. Hübsch anzusehen! Die erste Bewährungsprobe erhält die neue Unterkunft Ende April.

Die Dorfjugend stellt wie in jedem Jahr einen Maibaum auf. War 2005 noch Zelt angesagt konnte man heuer auf ein festes Gebäude zurückgreifen. Alles verlief wie am Schnürchen, sogar der Baum blieb wieder im Dorf. Wichtiger aber noch: es blieb alles heil, keine Schäden an Mensch und Material! Anfang Mai dann der absolute Endspurt auf dem "Bau". Türzargen werden eingesetzt, Ehrenvorsitzender Hannes Foorden konstruiert und montiert die Eichenplatte für den Tresen. Nach der Lackierung ergibt sich ein Superbild. Echt Wahnsinn, das kannste nicht kaufen! Die Wasserversorgung wird angeschlossen, die ersten Möbelstücke ziehen ein. Es wird immer wohnlicher in unserer Behausung. Zum legen von Bodenfliesen reicht die Zeit (und das Geld) nicht mehr und somit wird vorläufig ein billiger Teppichboden verlegt. Sieht aber auch nicht schlecht aus, ist bloß verdammt empfindlich für Boßlerzwecke. Die erste ganz große Belastungsprobe erfolgt dann Ende Mai 2006. Nachdem die Kreismeisterschaften erfolgreich über die Bühne gebracht wurden sorgten die Landeseinzelmeisterschaften in Sandelermöns/Cleverns für das absolute Highligth. An dem besagten Wochenende 27./28. Mai waren etwa 500 Aktive am Start, mit Käklern und Mäklern kam man auf die stattliche Zahl von etwa 2000 Friesensportfreunden! Aber Sandelermöns war vorbereitet. In Zusammenarbeit mit dem Kreisvorstand war alles bestens organisiert, es lief perfekt, nur das Wetter spielte nicht so richtig mit. Aber damit können Boßler leben.

Unser Vereinsheim erlebte einen Riesenansturm, viele wollten natürlich auch "neugieren", aber das ist normal. Sie wurden jedenfalls nicht enttäuscht.Der nächste "Knaller" dann im Juli. Die gesamt Boßelelite aus den Landesverbänden Oldenburg und Ostfriesland gaben sich im kleinen Ort Sandelermöns ein Stelldichein. Wieder wurde unser Vereinsheim zum Treffpunkt des ganz großen Friesensportes. An diesen beiden Tagen war auch der Wettergott auf unserer Seite und bescherte allen ein "heißes" Wochenende. Alles verlief reibungslos, sogar die Ostfriesen waren von unserem Bau und der Organisation fasziniert. Das will schon was heißen! Nach diesen aufregenden Wochen tritt erwartungsgemäß erstmal Ruhe bei "Min Jeverland" ein. Viele sind völlig platt von den letzten Monaten. Aber wer rastet der rostet! Also weitermachen. Die Regenrinnen auf der Südseite werden montiert, auf der Nordseite wird ein Fußweg zu den Toilettenanlagen gepflastert und Mutterboden wird angefüllt. An der Zuwegung setzt man eine Rhododendronhecke als Abgrenzung. Auf dem Wall an der Kindergartennordseite wird mit dem Bau des neuen Zaunes begonnen, hier werden die Arbeiten aber durch ein Erdwespennest abrupt gestoppt. Da kannste nur noch laufen!

Die 24. Auflage des Fußballturniers für Freizeitmannschaften beschert uns dann Ende Juli erneut ein volles Haus. Viele auswärtige Gäste bestaunen bei Traumwetter das neue Bauwerk. Schulterklopfen von allen Seiten. Jetzt macht sich die ganze Arbeit der letzten Monate mental so richtig bezahlt. Im August wird dann im Innenbereich an der Optik gefeilt. Gardinenkästen Marke Eigenbau werden angebracht und Übergardinen aufgehängt. Der Raum hat plötzlich ein ganz anderes "Flair". Was so Kleinigkeiten doch bewirken können. Der Tresen erhält eine von der Brauerei Jever gestiftete Zapfanlage, optisch eine Finesse und das Bier, optimal gekühlt schmeckt wie T...! Eine Kneipe kann das nicht besser. Selbst die Politik ist neugierig geworden. Die SPD-Fraktion stattet uns im Rahmen einer Fraktionssitzung einen Besuch ab und ist wie bisher alle Gäste begeistert. Am 10. August dann ein ehrenvoller Tag für unser neues Heim. Die erste Jahreshauptversammlung des KBV "Min Jeverland" in seinen eigenen "vier Wänden" findet bei über 30 Mitgliedern Anklang. Es kann jetzt eigentlich nur noch bergauf gehen wenn...nicht bei vielen Mitgliedern dieses Dessinteresse und eine negative Einstellung gegenüber der ehrenamtlichen Vereinsarbeit bestehen würde. So wird ganz viel kaputtgemacht. Drei bis vier Leute können nicht einen Verein alleine schmeißen, das scheint vielen aber nicht klar zu sein. Bequemlichkeit ist eben so einfach!!

Am 3. Oktober ist es dann soweit. Zahlreiche geladene Gäste finden sich in Sandelermöns ein um dem Verein zur offiziellen Einweihung des neuen Heimes zu gratulieren. Der Festausschuß hatte im Vorfeld keine Mühen gescheut und an alle Privatspender, Organisationen, Unternehmen und Vereineeine Einladung verschickt. Viele kamen an diesem Tag um mit den Mönsern diesen historischen Tag zu feiern. Leider war die Resonanz aus den auswärtigen Vereinen nur sehr spärlich, Absagen und Entschuldigungen waren in der Minderheit. Der Rest war einfach nicht da oder wollte vielleicht auch nicht. Diese Frage wird wohl nie beantwortet werden. Unter Begleitung des Fanfarenzuges Plaggenburg (unser hiesiger Spielmannszug aus Jever war leider verhindert) zogen die aktiven Boßler und Boßlerinnen vom Hof Martin Tjarks in Richtung Kindergarten. Am Vereinsheim wurde der "Zug" bereits vom stellvertretenden Bürgermeister Siegfried Harms, vom Vereinsvorsitzenden Berthold Tjardes und zahlreichen Gästen zur obligatorischen Schlüsselübergabe erwartet. Einer der jüngsten Helfer auf dem Bau, der zwölfjährige Claas Albers übergab dann den symbolischen Schlüssel an "Sibo" Harms. In seiner Ansprache würdigte Harms die große Solidarität der Friesenspieler und den großen Einsatz der Mönser Boßler die nur in Eigenleistung dieses neue Domizil erschufen.

Mit den Worten "schließt abends auch immer gut ab" überreichte er danach den Schlüssel an den Vereinsvorsitzenden Berthold Tjardes. Dieser hielt seine Rede wie es unter Boßlern üblich ist auf Platt. Er dankte allen die tatkräftig geholfen hatten und denen die durch Spenden diesen Bau erst ermöglicht hätten. Das seien mehr als 200 Personen - von Kindern die ihre Spardose geplündert hätten bis zu Geschäftsleuten und zu Vereinen "die tief in die Vereinskasse gegriffen haben", so Tjardes. Damals nach dem Brand habe das ganze Dorf unter Schock gestanden, doch habe niemand ans Aufgeben gedacht. Die Spendenbereitschaft, ausgelöst durch einen Aufruf des Jeverschen Wochenblatts, sei überwältigend gewesen, denn alle hätten sich gesagt:"Min Jeverland bruukt een Dack över't Kopp". In weiteren Grußworten würdigten der stellvertretende Landrat Reinhard Onnen-Lübben, Anita Dierks vom Kreissportbund Friesland, Uwe Jürgens vom Klootschießerlandesverband Oldenburg, Hinrich Bremer als Kreisvorsitzender Boßelkreis VI sowie Heiner Janßen vom Nachbarverein "Kumm herut" Cleverns die tolle Leistung der Sandelermönser und die große Solidarität der Vereine und Bürger. "Ihr könnt stolz sein, dass einem Verein, der Pech hatte, so geholfen wurde", sagte Uwe Jürgens. Hatten fast alle Redner Schecks mitgebracht, so hatte Heiner Janßen ein mindestens genauso wertvolles ideelles Geschenk für uns Mönser dabei. Er überreichte eine Originalurkunde von einem Wettkampf zwischen Sandelermöns und Cleverns aus dem Jahre 1961.

Kreisvorsitzender Hinrich Bremer kündigte an das es das Ziel der jeverländischen Vereine sei hier in Sandelermöns ein Leistungszentrum für Klootschießer und Boßler einzurichten. Die Idee ist nicht ganz neu, ganz aktuell aber ist das der Eigentümer des an das Vereinsheim angrenzendes Weidegrundstück dieses nun zum Verkauf anbietet. "Eine ideale Konstellation", so Bremer. Jetzt sind die Stadt und der Landkreis gefordert um über eine mögliche Finanzierung nachzudenken. Nachdem alle Redner ihr "Pulver" verschossen hatten konnten sich alle anwesenden Gäste an einem bunten Rahmenprogramm erfreuen. Kaffee, Tee, Kuchen, Bratwurst vom Grill und sonstige diverse Getränke standen zur Verfügung. Den ganzen Nachmittag über herrschte im und um das Vereinsheim herum reger Betrieb. Das Dorf war fast komplett anwesend. Dann ein weiteres Highlight: Der Kindergarten Sandelermöns, direkter und nächster Nachbar der Mönser Boßler gab sich ein Stelldichein. Die Leiterin dieser Einrichtung, Frau Klingelbil und ihre Helferinnen hatten mit den Kindern eine Aufführung einstudiert. Die "Lütten" waren mit vollem Elan bei der Sache und ernteten begeisterten Beifall. Dem Vorsitzenden des KBV überreichten sie eine sogenannte "Wunschblume". Gespickt nur mit guten Wünschen ist dieses Geschenk eine wahre Rarität und wird zur Zeit immer noch gehegt und gepflegt! Dieser Tag der offiziellen Einweihung wird bei vielen Mönsern in fester Erinnerung bleiben. Manchmal bedarf es eines Rückschlages, um erst recht voranzukommen. So ist es wohl auch bei uns Mönser Boßlern. Hoffen wir das über dem neuen Vereinsheim immer ein guter Stern stehen möge.

© 2007
Heinz Schulze
KBV Min Jeverland
Sandelermöns

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